Die heilsame Form des Kreises
Der Kreis in der Kunsttherapie
Kürzlich malte eine Patienten einen Kreis in der Therapiestunde. Sie zeichnete eine perfekte Kreisform ohne Hilfsmittel und gestaltete den Innenraum liebevoll. Doch ihre Arbeit fand sie nicht bedeutsam: "Ach, es ist ja nur ein Mandala und nicht besonders kreativ", sagte sie. Ich beobachte oft, dass Patienten ihre eigene Arbeit nicht würdigen können und nach Perfektion oder dem Besonderen streben. Genau um diesen Leistungsaspekt geht es aber nicht in der Kunsttherapie.
Die Symbolik des Kreises
Ich widersprach der Patientin und wies auf die harmonische Form und Gestaltung hin. Ein ganz zauberhaftes Bild war entstanden. Ein Kreis bedeutet für mich eine vollendete Harmonie: er besitzt weder Ecken und Kanten noch Unregelmäßigkeiten, seine Linie hat kein Anfang und kein Ende. Er ist einfach vollkommen. Aus diesem Grund findet man die Kreisform in vielen unterschiedlichen Kulturen und Religionen. Bis heute können wir beispielsweise die häufig kreisrunden Schlusssteine in Kirchen bewundern. Sie befinden sich genau am höchsten Punkt der Kuppel und stellen sie Verbindung zum Himmel dar. Der Kreis hat durch die Mandalas zum Ausmalen in den letzten Jahren eine Renaissance erfahren. Auch wenn Mandalas von manchen Menschen belächelt werden, ihre Wirkung sollten wir nicht unterschätzen.
Zur Wirkung des Kreises
Es gibt einige Redewendungen, die die Vollkomenheit des Kreises verdeutlichen. So sprechen wir von "einer runden Sache" oder dass "der Kreis sich schließt". In der Kunsttherapie erlebe ich immer wieder, wie Patienten von allein zur Kreisform finden. Beim Malen fühlen sie eine innere Ruhe, Ausgleich und auch Stabilität. Gerade wenn es Menschen nicht gut geht, beruhigen sie sich selbst durch den Kreis. So erging es auch der Patientin. In der Therapiestunde ging es ihr zunehmend besser, und so empfahl ich ihr, das Bild zu Hause aufzuhängen, um es immer wieder betrachten zu können. Nicht nur das Malen selbst, sondern auch das Betrachten ist heilsam.