Es ist Herbst, und vor meinem Fenster färben sich die Blätter der Linde. Wann immer es mir möglich, ist beziehe ich Materialien aus der Natur in meine Arbeit ein. In Zeiten von Digitalisierung ist es umso wichtiger, dass unsere Sinne unterschiedliche Erfahrungen sammeln dürfen, damit sie nicht verkümmern.
Komm, wir sammeln Blätter
Der fünfjährige Leon verbringt viel zu viel Zeit mit Tablet und Smartphone. Wenn er zu mir in die Praxis kommt, saugt er alles wie ein Schwamm auf. Gemeinsam gehen wir raus und sammeln Blätter: große, kleine, gelbe, rote. Leon muss sie mir alle in ihrer Form und Farbe beschreiben. Aufgeregt hüpft er hin und her, bis er einen ganzen Blätterstrauß in der Hand hat.
Und jetzt zaubern wir
Wir setzen uns an den Tisch, wo ich bereits Papier und Wachsmalblöcke bereitgelegt habe. Ich lege ein Lindenblatt unter das Blatt Papier und gehe mit dem Wachsmalblock darüber. Und schon zeigen sich die Blattadern. Leon staunt. Die Technik der Frottage ist ihm völlig neu, obwohl sie kinderleicht ist. "Probier auch mal.", sage ich, und Leon legt sofort los.
Blätterzauberei
Leon freut sich über seine Zauberei. Erst wählt er ein Blatt aus. Gemeinsam erfühlen wir mit dem Finger die Blattadern auf der Vorder- und Rückseite. Wie fühlt es sich an? Leon untersucht die Blätter ganz genau. Dann suchen wir einen geeigneten Platz auf dem Papier. Leon wählt eine Farbe und geht über das Papier, bis die Blattstruktur sichtbar wird. Es ist wie zauberei, wenn sich etwas zeigt.
Frottage aus kunsttherapeutischer Sicht
Die Frottage eignet sich aus kunsttherapeutischer Sicht hervorragend für Menschen in jeder Altersstufe. Sie ist einfach anwendbar und kann je nach Anspruch erweitert werden, z.B. in Kombination mit Collagen, Zeichnungen oder anderen Techniken. Das Besondere dabei ist der Abdruck einer Struktur, die wir sonst kaum wahrnehmen. Plötzlich werden ganz feine Strukturen sichtbar, wie in diesem Fall die Blattadern. Die Frottage ermöglicht uns einen neuen Blick auf die Dinge.