Capitalis Monumentalis - Schrift der Erhabenheit

Capitalis Monumentalis – Schrift der Erhabenheit

Capitalis Monumentalis - Schrift der Erhabenheit

Die Capitalis Monumentalis, auch römische Kapitalis genannt, ist eine über zweitausend Jahre alte Schrift. Sie gilt bis heute in ihrer Schönheit unübertroffen und nimmt meiner Meinung nach eine Sonderstellung in den historischen Schriften ein. Von daher lohnt es sich, sich mit ihr aus kunsttherapeutischer Sicht auseinanderzusetzen.

Das Maß aller Dinge

Allein der Name - Capitalis Monumentalis - steht schon für sich: es handelt sich ausschließlich Großbuchstaben, die im Römischen Reich verwendet wurden, um Texte und Inschriften für die Ewigkeit in Stein zu meißeln. Sie ist hinsichtlich ihrer Proportionen und ihrer harmonischen Erscheinung das Maß aller Dinge und gilt bis heute als Maßstab und Vorbild für eine ästhetische Schrift. Die Capitalis Monumentalis steht daher über allen Schriften hinsichtlich ihrer Perfektion.

Eleganz und Perfekte Proportionen

Die formvollendete Capitalis Monumentalis übt bis heute eine besondere Form der Bewunderung und Faszination aus. Um sie in ihrer Schönheit besser verstehen zu können, wurde sie vielfach analysiert und untersucht, vor allem in der Zeit der Renaissance. Tatsächlich sind die Proportionen perfekt ausgeglichen. Die Linien und Rundungen stehen im schönsten Verhältnis zueinander. Hinzu kommt der Federwinkel von 45°, der die kleinen Linien bzw. Häkchen - die sogenannten Serifen - ermöglicht. Jeder Versuch einer Weiterentwicklung ist gescheitert, denn sie wurde in einer Hochkultur entwickelt, von der wir heute weit entfernt sind.

Viel Raum für eine erhabene Schrift

Eine solche Schrift wie die Capitalis Monumentalis lässt sich nicht einfach auf ein kleines Blatt Papier schreiben. Es ist eine großformatige Schrift, die viel Platz benötigt. Auch darin unterscheidet sie sich von vielen anderen Schriften. Sie lässt sich nicht einengen, in enge Linien pressen. Eine solche Schrift verlangt nach Raum, in der sie ihre ganze Schönheit entfalten kann.

Anspruchsvoll zu schreiben

Heute wird die Schrift natürlich kaum noch in Stein gemeißelt, sondern unter Kalligrafen mit dem Pinsel geschrieben. Das erhöht noch einmal den Anspruch enorm. Wenn wir mit einem Pinsel schreiben, ist allein das Schreiben einer einfachlichen geraden Linie unglaublich schwierig. Bei den ersten Schreibversuchen werden die Linien schief und krumm. Es braucht nicht nur sehr viel Übung und Disziplin, sondern vor allem eine innere Klarheit und Präsenz. Nur wenn wir wach, konzentriert und fokussiert arbeiten, sind schöne Ergebnisse möglich. Die kalligrafische Annäherung an die Capitalis Monumentalis ist daher sehr aufwändig und kann sich über Monate und Jahre ziehen.

Über den Dingen stehen

Aus kunsttherapeutischer Sicht ist eine Auseinandersetzung mit dieser Schrift wertvoll. Formvollendete Dinge wie  beisspielsweise eine solche Schrift gelingen uns, wenn wir zahlreiche Entwicklungsphasen erfolgreich durchlaufen haben und sich unserer innerer Kern in seiner ganzen Schönheit entfalten kann. Die innere und die äußere Welt stehen in Einklang miteinander. Wir nehmen uns den Raum, den wir benötigen, um ein erfülltes Leben zu führen. Nichts kann uns mehr anhaben, wir stehen über den Dingen, sind erhaben, nichts und niemand kann uns etwas anhaben. Es ist die Vollendung, mit der sich der Kreis schließt.