Lesen und schreiben lernen

Lesen und schreiben lernen

Lesen und schreiben lernen

Johanna hat eine Sprachstörung und Probleme beim Lesen und Schreiben. Die Texte versteht sie nicht, beim Schreiben macht sie lauter Fehler. Im Deutschunterricht bekommt sie schlechte Zensuren, so dass sie gar keine Lust mehr auf Schule hat.

Die Schule als Schulversager

Als ich nachhake, ergibt sich ein klares Bild: In der ersten Klasse hat Johanna durch die Schulschließungenwährend der Coronazeit zu Hause gelernt. Doch mit Arbeitsblättern lässt sich das Lesen und Schreiben nicht lernen, und Eltern sind keine Pädagogen. Als der Schulbetrieb wieder aufgenommen wurde, war die Lehrerin krank, der Unterricht fiel lange aus, und die Klassen wurden zusammengelegt. Erst jetzt, wo die Zensuren immer wichtiger werden, offenbart sich Johannas Problem. Sie hat Schulangst und will einfach nur noch zu Hause bleiben.

Wenn die Grundlagen fehlen

Beim Lesen und Schreiben müssen bestimmte Grundlagen voranden sein, die wir "phonologische Bewusstheit" nennen. Ein Test ergibt, dass diese Voraussetzungen bei Johanna fehlen. Aber nicht nur das: ihr Schriftbild ist so unleserlich, dass sie es selbt nicht entziffern kann. Genau das lässt sich weder an einem Bildschirm noch mit einer App erlernen, sondern durch kontinuierliches Üben mit dem Stift auf dem Papier. Wir haben also eine Menge Arbeit vor uns.

Übung, Wiederholung und Disziplin

Von nun kann kommt Johanna jede Woche nach der Schule zu mir. Anfangs lenkt sie schnell vom Thema ab und möchte mir Banalitäten aus dem Alltag erzählen, doch ich lasse mich nicht darauf ein. Für 45 Minuten arbeitet sie bei mir eine Aufgabe nach der anderen ab. Sie hört Laute aus einzelnen Wörtern heraus, muss sich Wortreihen merken, lesen und sie aufschreiben. Die Therapiestunden sind antrengend und erfordern viel Konzentration. Doch Johanna möchte gefordert werden. Sie saugt alles auf wie ein Schwamm, dann hüft sie nach der Stunde vom Stuhl und ist wieder verschwunden. So arbeiten wir fast ein ganzes Jahr zusammen.

Der große Erfolg

Nach einigen Monaten berichtet Johanna von einem Diktat, für das sie eine gute Note erhalten hat. Sie ist unglaublich stolz, und der Erfolg motiviert sie zur Weiterarbeit. Woche für Woche halte ich den stets gleichen Therapieablauf für sie bereit: Hörübungen - Leseübungen - Schreibübungen. Selbst wenn es sehr mühsam ist, gibt sie nicht auf. Nach einem Jahr haben wir es geschafft: Johannas Noten sind gut, sie geht wieder gern zur Schule, und ihre Lehrer sind mit ihren Leistungen zufrieden. Vor allem aber hat Johanna selbst Freude am Lesen und liest in ihrer Freizeit Bücher.

Das Erfolgsgeheimnis

Es wäre eitel von mir, wenn ich mir als Therapeutin diesen Erfolg zuschreiben würde. Letztendlich habe ich nur den Rahmen zur Verfügung gestellt. Johanna hat ihren Erfolg sich selbst zu verdanken. Es ist ihre Disziplin, ihre Ausdauer und ihre Leistungsbereitschaft. Vor allem aber ist es ihr eigener Wille, die Dinge zum Positiven verändern. Johanna zeigt mir, dass eine Therapie nur erfolgreich sein kann, wenn die Motivation vorhanden ist.

Hinweis: Die Behandlung einer isolierten Lese-Rechtschreibstörungen ist keine logopädischen Leistung, die vom Arzt als Heilmittelverordnung (Rezept) ausgestellt wird.