Pflanzendrucke mit Tinte

Pflanzen inspirieren uns immer wieder auf`s Neue. Gerade aus kunsttherapeutischer Sicht schenken sie uns Kreativität und geben uns neue Impulse. Gedruckt habe ich Pflanzen schon oft, aber noch nie mit Tinte. Also probiere ich es aus. Es ist ganz einfach, denn ich benötige nur Tinte, einen Pinsel und natürlich die Pflanze. Die Technik des Druckens ist faszinierend, weil jeder Druck einzigartig ist und man vorher nie weiß, was sich auf dem Papier zeigt.

Zwischen sichtbar und unsichtbar

Vorsichtig streiche ich mit dem Pinsel über die Blätter, doch die Tinte haftet nur bedingt. Die Pflanze nimmt lediglich einen Teil der Tinte an. Dementsprechend sieht auch der Pflanzendruck aus. Während einige Blattadern gut sichtbar sind, sind andere nicht erkennbar. Es ist genau das Gegenteil von Pflanzendrucken mit Linolfarbe, bei denen jedes noch so kleine Detail sichtbar wird. Die Pflanze gibt mit der Tinte nur einen Teil von sich preis. Es ist eine spannungsvolles Wechselspiel zwischen schwarz und weiß, zwischen sichtbar und unsichtbar.

Das Unperfekte aushalten

Die Pflanze muss nicht alles von sich zeigen, auch sie darf ihre Geheimnisse haben. Mit dem Tintendruck sind weiße Stellen vorhanden, die unser Auge füllen darf. Dafür benötigen wir Phantasie und Vorstellungskraft. Oder aber wir halten diese weißen Stellen einfach aus, in denen sich nichts zeigt. Gerade das Unvollständige und Unperfekte des Druckes macht die Pflanze interessant.

Ergänzung der Form

Mir gefallen die Abdrucke der feinen Blattadern in Verbindung mit den weißen und schwarzen Stellen innerhalb des Pflanzendrucks. Doch die Form ist mir wichtig. Mit einem Federhalter zeichne ich die Form der Blätter nach, so dass nun der Umriss deutlich erkennbar ist. Jetzt zeigt sich die Pflanze in ihrer vollständigen Form. Damit hebt sich sich klar und deutlich vom Hintergrund ab, sie ist sichtbar.

Farbe kommt ins Spiel

Eine Woche später: ich betrachte den Pflanzendruck und bin unzufrieden. Die schwarze Tinte erzeugt in mir eine traurige Wirkung. So kann es nicht bleiben, der Druck gefällt mir einfach nicht. Ich versuche, die einzelnen Blätter der Pflanze mit Aquarellfarben zu kolorieren, aber es gelingt mir nicht. Tinte und Farbe verlaufen. Dann zeichne ich die Flächen mit Farbstiften aus. Endlich fühlt es sich stimmig an: der Pflanze hat einfach noch Farbe gefehlt. Auch wenn die Tinte einen unvollständigen Druck erzeugt hat, zeigt sie sich jetzt in ihrem Wesen und ihrer ganzen Schönheit.