Tim ist wieder da

Tim ist wieder da

Tim ist wieder da

Im Sommer letzten Jahres habe ich mich von Tim verabschiedet. Lange kam er Woche für Woche zur Therapie, weil er nur wenige Wörter sprach. Meist verständigte er sich mit Händen und Füßen. Dann kam er in die Schule, und wir machten eine Therapiepause. Doch ist wusste, bald würde er wieder vor meiner Tür stehen.

Zurück als Schulkind

Ich sollte leider recht behalten. Bereits nach den Herbstferien rief Tims Mutter an und bat um einen Termin. Nach einigen Monaten Wartezeit sehen wir uns wieder. Tim ist jetzt ein Schulkind, er wirkt ernst und müde. Blass ist er und lässt sich erschöpft auf den Stuhl fallen. Die Schule macht ihm sehr zu schaffen, denn er versteht nicht, was die Lehrerin von ihm verlangt.

Mit Bauchschmerzen in die Schule

Der Schulalltag überfordert Tim jeden Tag auf`s Neue. Er kann nichts sagen, weil ihm die Worte fehlen. Gleichzeitig versteht er nicht die an ihn gestellten Aufgaben. Auch das Stillsitzen fällt ihm schwer. Tim findet aber auch keine Freunde, weil sich mit den anderen Jungs in seiner Klasse nicht unterhalten kann. In der Pause steht er allein da, während die anderen Kinder zusammen spielen. Und so erfordert jeder Schultag eine enorme Kraftanstrengung. Tim hat Bauschmerzen, manchmal auch Kopfschmerzen. Er will nicht mehr in die Schule gehen.

Gescheitert in der ersten Klasse

Ich wusste, dass es so kommen würde. Das Gesundheitsamt hat Tim für schulfähig befunden, also wurde er in die Schule geschickt. In der Schule erhält er keinerlei Unterstützung, denn die Kontigente für einen sonderpädagogischen Förderbedarf sind längst ausgeschöpft. Wie überall fehlt es an Personal, die Schule ist überfordert mit Kindern wie Tim. Also soll er wieder zur Logopädie gehen. Doch wie kann ich mit einem übermüdeten Jungen nach der Schule arbeiten? Wie soll eine Therapiestunde pro Woche das Problem beheben? Das Schlimme daran: es gibt unzählige Kinder wie Tim, die bereits in der ersten Klasse scheitern.

Tim braucht Erfolgserlebnisse

Ich kann nur langsam und in kleinen Schritten mit Tim arbeiten. Jede Aufgabe, die zu schwer ist, würde seine Frustrationstoleranz senken. Tim braucht Erfolgserlebnisse, damit zunächst einmal die psychosomatischen Beschwerden reduziert werden. Die Gefahr ist groß, dass er aus seiner Not heraus den Schulbesuch verweigert. Doch das alles braucht viel Zeit und Geduld. Tim wird also noch ziemlich lange zu mir kommen.