Natur als Zugang zur eigenen Kreativität
Auch wenn ich über hochwertige Farben, Kreiden und Stifte verfüge, so verwende ich Naturmaterialien besonders gern in der Kunsttherapie. Nichts ist so einzigartig und vielfältig wie Dinge aus der Natur, daher spricht es besonders all unsere Sinne an. Wir können Gegenstände aus der Natur fühlen, riechen und manchmal auch schmecken. Diese vielfältigen Sinnesreize fehlen uns oft im Alltag, wo wir von glatten und sterilen Gegenständen umgeben sind. Bei einem fehlenden Kontakt zur Natur verarmen unsere Sinne und wir letztendlich auch mit ihnen.
Naturmaterialien in der Kunsttherapie knüpfen an positive Erlebnisse an
Meine Praxis befindet sich mitten in der Stadt, und so hole ich mir die Natur einfach in meine Räume. Im Therapieschrank befinden sich Gläser mit Steinen, Schneckenhäusern, Zweigen und vielen anderen Dingen. Meine Patienten lade ich dazu ein, sich selbst die Materialien auszuwählen, die sie ansprechen. Intuitiv wählen sie die Dinge aus, die ihnen entsprechen. Wenn wir uns später darüber unterhaten, fallen ihnen oft schöne Erinnerungen ein wie Ausflüge in die Natur oder eine Reise. Manche Menschen erinnern sich sogar an Kindheitserlebnisse.
Ein heilsamer Moment der Achtsamkeit
Bei der kunsttherapeutischen Arbeit mit Naturmaterialien kommen wir in Kontakt mit uns selbst. Ich erlebe immer wieder, wie präsent die Patienten plötzlich sind, wie sie die Materialien ganz genau wahrnehmen und daraus etwas gestalten. Die Dinge werden aufgeklebt oder mit Draht zusammengewickelt, und entsteht ein kunsttherapeutisches Objekt. Oder aber die Dinge werden einfach nur gelegt, so wie das Blütenmandala auf dem Foto. Es ist ein Moment, in dem die Zeit stehenbleibt, ein Moment der Ruhe und Achtsamkeit. Genau so ein Moment ist heilsam.
Die Natur lässt uns Kummer und Sorgen vergessen
Das Produkt ist am Ende nicht so wichtig. Es ist ja kein Kunstkurs, indem etwas "Schönes" entstehen soll. Die Naturmaterialien regen unsere Kreativität stärker an als industriell hergestellte Produkte. Dabei steht der Prozss des Gestaltens im Mittelpunkt. Eine Patientin sagte es einmal so: "Ich erlebe so eine kindliche Freude, die ich gar nicht mehr gekannt habe." Was brauchen wir in diesen Tagen mehr als solche kleine Auszeiten, indem wir Kummer und Sorgen um uns herum vergessen?