Inspirationen durch Kinder

Wenn Kinder mich inspirieren

Wenn Kinder mich inspirieren

Vor einiger Zeit kam Maria zum ersten Mal mit ihrer Mutter in die Praxis. Sie war sehr schüchtern und hielt Löwenzahn in den Händen. Sie mochte also Pflanzen, genau wie ich. Da hatten wir doch bei aller Zurückhaltung schon eine Gemeinsamkeit. Seltsam, ich hatte noch gar keinen Löwenzahn entdeckt. Er war mir wohl nicht aufgefallen. Als ich abends nach Hause radelte, war der Straßenrand voller gelber Blüten. Wie konnte ich diese Blütenpracht nur übersehen haben? Ich ging in den Garten, und siehe da: auch in den Blumenbeeten war alles voller Löwenzahn.

Mitgebrachte Dinge von Kindern sind von Bedeutung

Wenn Kinder etwas mit in die Praxis bringen, ist es für sie stets von Bedeutung. Ob es nun ein Dino, eine Puppe oder eben Löwenzahn ist. Stets nutze ich das Mitgebrachte logopädisch als Sprechanlass. Kinder erzählen immer sehr gern darüber, und so erfahre ich mehr über sie und ihren Alltag. Therapeutisch gesehen sind die Dinge relevant für die Beziehungsgestaltung. Es gibt aber noch einen anderen Aspekt: Meine Patienten spiegeln auch häufig Dinge, die etwas mit mir zu tun haben. Von daher ist es ein Geschenk, immer wieder neue Impulse zu erhalten.

Was der Löwenzahn mit mir zu tun hat

Spätenstens, als ich den Löwenzahn bei mir im Garten entdeckte, begann ich, mich damit intensiver zu  beschäftigen. Ich pfücke einen Blütenstrauß und stelle ihn auf den Tisch. Je nach Tageszeit öffnen und schließen sich die Blüten. Da ich mich seit Jahren den Pflanzen widme, weiß ich, dass auch  sogenanntes "Unkraut" eine wichtige Funktion hat. Kommen sie sogar zu uns direkt in den Garten, dann möchten sie uns helfen. Meist finden genau die Pflanzen zu uns, die wir gerade für unsere körperliche und seelische Gesundheit benötigen. Also untersuche ich den Löwenzahn mit allen Sinnen.

Die Signatur von Löwenzahn

Zunächst fallen die kräftigen Blätter mit den Zacken an den Rändern auf. Die Zacken sehen fast wie Stacheln aus. Beim Erfühlen sind sie dagegen ganz zart und fein. Die Blätter schmecken bitter, sind gut für die Leber - eine perfekte Fühjahrskur zum Entschlacken also. Warum also nicht mal wieder grüne Smoothies zum Frückstück zubereiten? Die Wurzeln sind so tief, dass man sie ausgraben muss. Die Pflanze ist also fest verankert im Boden - ein bodenständiges Wesen. Besonders fühle ich mich jedoch von den goldgelben Blüten angezogen - nach Paracelus eine Sonnensignatur. Die gelbe Farbe schenkt Freude. Jetzt verstehe ich - nach dem mühsamen Winter wird es endlich Zeit, mehr Freude ins Herz zu lassen.

Kunsttherapeutische Auseinandersetzung mit dem Löwenzahn

Ich setze mich kunsttherapeutisch mit dem Löwenzahn auseinander: ich zeichne ihn mit Bleistift, mit Farbstiften und ohne auf das Blatt Papier zu sehen (Stichwort: intuitives Zeichnen). Dann hole ich die Farbwalze und Linolfarben und drucke die Blätter. Sie sind so empfindlich, dass sie sich nur mit äußerster Vorsicht drucken lassen. Die Blüten drucke ich, indem ich Guachefarbe auftrage und sie ohne Hilfsmittel drucke. Ich arbeite, ohne darüber nachzudenken. Schließlich entsteht aus der Intuition heraus eine Kreisform - ein grünes Löwenzahnmandala. Die filigranen Arbeiten bringen das Wesen der Pflanze noch stärker zum Ausdruck. Die Wirkung ist enorm.

Eine heilsame Wirkung

Nach den langen, dunklen  Wintermonaten bringt der Löwenzahn das Licht und die Freude zurück in den Alltag. Sein kräftiger Wuchs und seine tiefen Wurzeln geben Stärke und neue Energie. Vor allem aber unterstützen mich die Blüten, die Freude und Leichtigkeit vermitteln. Maria hat mich intitiv auf den Weg gebracht, die schönen, lichtvollen Momente gerade jetzt im Frühling bewusster wahrzunehmen. Wieder einmal bin ich erstaunt, dass Kinder intuitiv wissen, was wir gerade benötigen. Ich danke ihr zutiefst für diesen wertvollen Hinweis. So passiert es nicht zum ersten Mal, dass Patienten mich selbst heilen.