Logopädie bei Mehrsprachigkeit
Nachhilfe oder Therapie?
Logopädie bei Mehrsprachigkeit gewinnt immer mehr an Bedeutung. Viele meiner kleinen Patienten sprechen zu Hause eine andere Sprache und kommen oft erst im Kindergarten mit der deutschen Sprache in Kontakt. Um es aber gleich vorwegzunehmen: Bei meiner Arbeit geht es nicht Nachhilfe für Deutsch. Die Kinder haben sowohl in ihrer Muttersprache als auch im Deutschen ganz eindeutige sprachliche Schwierigkeiten. Das kann beispielsweise die Aussprache oder das Sprachverständnis betreffen.
Sprachliche Probleme in beiden Sprachen
Wenn mehrsprachige Eltern mit ihren Kindern zu mir kommen, dann spüren sie ganz genau, dass etwas mit der Sprachentwicklung ihres Kindes nicht stimmt. Sie merken, wenn es zu spät anfängt zu sprechen, wenn es Wörter falsch spricht, wenn es stottert oder Aufforderungen nicht versteht. Oft berichten Eltern auch, dass es im Kindergarten allein spielt und keine Freunde hat, weil es sich sprachlich nicht ausdrücken kann. Eltern können mir daher sehr gut erklären, warum ihr Kind Logopädie benötigt.
Probleme durch Corona verstärkt
Die Situation hat sich für sprachauffällige Kinder in den vergangenen zwei Jahren massiv verschlechtert. Durch die Kitaschließungen fehlte ihnen für sehr lange Zeit der Kontakt mit der deutschen Sprache. Die sprachlichen Anregungen außerhalb der Familie fehlten. Darüber hinaus konnten Erzieherinnen die Familien nicht beraten und unterstützen. Selbst Vorsorgeuntersuchungen nahmen einige Familien aus Angst und Verunsicherung nicht wahr. Dadurch wurden viele Sprachentwicklungsstörungen nicht rechtzeitig erkannt.
Genaue Diagnostik ist notwendig
Zu Beginn der Therapie stelle ich den Eltern Fragen zur Entwicklung und zur Sprache ihres Kindes. Da in den vergangenen Jahren intensiv zum Thema Mehrsprachigkeit geforscht wurde, stehen mittlerweile zahlreiche diagnostische Möglichkeiten zur Verfügung. Es gibt mehrsprachige Elternfragebögen, die ich einsetze. Darüber hinaus verwende ich ein diagnostisches Testverfahren für mehrsprachige Kinder. Durch eine genaue Diagnostik kann ich somit gut feststellen, ob das Kind tatsächlich eine logopädische Behandlung benötigt.
Eltern unterstützen den Therapieerfolg
In der Therapie bin ich auf die Unterstützung der Eltern angewiesen. Mir ist es ein Anliegen, die Erstsprache des Kindes einzubeziehen, auch wenn ich selbst die Sprache nicht beherrsche. Aus diesem Grund lade ich die Eltern ein, während der Logopädiestunde nicht nur anwesend zu sein, sondern auch aktiv mitzumachen. Ich zeige ihnen, wie sie zu Hause ihr Kind unterstützen können. Viele Dinge lassen sich einfach im Alltag umsetzen und sind dabei sehr wirksam. Oft berichten Eltern nach einiger Zeit, dass ihr Kind auch mehr in der Muttersprache spricht. Ich behandlich zwar auf Deutsch, aber die Muttersprache profitiert von der Therapie.
Meine fachliche Expertise
Mit dem Thema Mehrsprachigkeit habe ich mich während meiner Zeit als Hochschuldozentin intensiv auseinandergesetzt und bin Mitherausgeberin des Fachbuches "Mehrsprachigkeit in Sprachtherapie und Unterricht", welches im Schwabeverlag, dem ältesten Verlagshaus Basels erschienen ist.